StartseiteKrankengeschichteTagebuchVideosFotogeschichtenGästebuchLinks

Krankengeschichte


Guinness war ein lustiger und munterer kleiner Welpe, der zwar von Anfang an kein sonderlich begeisterter Fresser war, aber trotzdem kontinuierlich an Gewicht zunahm, wenn auch etwas weniger als seine Geschwister. Seit ungefähr Anfang April zeigte er leider immer weniger Interesse an seinem Fressen und verlor sogar etwas von seinem (ohnehin geringen) Gewicht. So fuhren wir also in die Tierklinik Steyr, um ihn einmal genauer untersuchen zu lassen. Dort wurde sofort festgestellt, dass Guinness an einer starken und offensichtlich bereits chronischen Mandelentzündung litt, die ihn sicher stark behindern musste. Er hatte aber kein Fieber und auch sonst hatte er in der Vergangenheit keinerlei Symptome, wie zum Beispiel Husten, Würgen, Schleim spucken, Gras fressen, etc. gezeigt, die unseren Verdacht in diese Richtung gelenkt hätten. Es schien also, dass Guinness schon sehr lange unter diesen Beschwerden gelitten haben musste.

Es begann eine Behandlung mit Antibiotika, entzündungshemmenden Medikamenten, Pinseln, Sprühen, usw., die in den ersten Tagen auch durchaus Erfolg zu zeigen schien, denn Guinness‘ Appetit wurde wieder etwas besser. Nach einer Woche waren die Mandeln aber immer noch stark geschwollen, sodass die Antibiotikatherapie verlängert wurde. Leider verlor Guinness in den darauffolgenden Tagen nicht nur komplett die Lust am Fressen sondern entwickelte sogar eine richtige Abneigung gegen alles Fressbare. Am Mittwoch, den 23. April wurde dann noch ein Versuch mit anderen Medikamenten gestartet und ergänzend erhielt Guinness auch ein homöopathisches Mittel. Aber in den nächsten zwei Tagen verschlechterte sich sein Zustand dennoch weiter und es war praktisch nicht mehr möglich, ihm irgendetwas Fressbares schmackhaft zu machen. Am Freitag, den 25. April fuhren wir dann schließlich gegen Mittag wieder in die Tierklinik. Eine Ultraschalluntersuchung von Guinness Bauch zeigte keine Besonderheiten und auch der Blutbefund vom Mittwoch war nicht sonderlich auffällig. Nachdem die Mandeln anscheinend noch stärker angeschwollen waren und da aufgrund des zunehmenden körperlichen Verfalls akuter Handlungsbedarf gegeben war, entschieden wir uns schließlich dafür, die Mandeln entfernen zu lassen. Guinness blieb also gleich für die Operation in der Tierklinik. Nach der erfolgreichen Operation, einigen Stunden Beobachtung, einigen Infusionen und einem „kleinen“ allergischen Schock als Reaktion auf eine Vitamininfusion konnten wir Guinness schließlich (mit noch leicht angeschwollenem Kopf) gegen 7 Uhr Abends wieder abholen. Er war um diese Zeit schon wieder ganz munter und zu Hause zeigte er sogar schon wieder Interesse an seinen Stofftieren, Quietschbällen und anderem Spielzeug. Am nächsten Morgen bekam er mit dem Stabmixer zubereitetes breiförmiges Fressen vorgesetzt, das er auch gleich annahm. Untertags war Guinness dann schon wieder zum Spielen aufgelegt und teilweise nur schwer zu bremsen. Nicht einmal einen Tag nach der Mandeloperation sollte er sich aber natürlich nicht schon wieder zu sehr übernehmen. Mittags und abends bekam er auch wieder breiige Nahrung, die ihm durchaus zu schmecken schien. Am Sonntag früh gab es dann noch einmal Brei, zu Mittag und am Abend aber schon weiches Hühner- und Rindfleisch mit Reis. In den nächsten Tagen ließ sein anfangs etwas besserer Appetit leider wieder nach und bei der nächsten Kontrolle zeigte sich, dass zwar die Operation gut verlaufen war, Guinness‘ Hals aber immer noch entzündet war, auch Schleim war immer noch vorhanden. So wurde eben weiter gepinselt und eingesprüht, usw. Auch allgemeine Schonung war natürlich angesagt und verschiedene weitere Maßnahmen, um seinen Allgemeinzustand zu verbessern und sein Immunsystem zu stärken.

Die Halsentzündung besserte sich dann zusehends, aber alles rund um das Thema Fressen gestaltete sich trotzdem ziemlich mühsam. Guinness war zwar meist (noch) recht lustig und munter, fraß aber sehr schlecht bis gar nicht. Am ehesten half für ein oder zwei Wochen noch der „Schildkrötentrick“. Das Fressen wurde also im Garten serviert und eine oder besser mehrere Schildkröten dazugesetzt, damit Guinness dann doch zumindest ein wenig gefressen hat. Dabei musste aber aufgepasst werden, dass nicht die Schildkröten zu viel von dem für sie nicht so gut geeigneten Fressen erwischten, denn deren Appetit war leider wesentlich größer als der von Guinness. Leider verlor diese Stimulation auch bald Ihre Wirkung und daher besuchten wir dann eine Tierärztin in Amstetten, wo im Lauf der nächsten paar Wochen verschiedenen Untersuchungen durchgeführt und Behandlungsversuche unternommen wurden. Bei der Untersuchung einer Kotprobe wurde ein starker Befall mit Hakenwürmern festgestellt und entsprechend behandelt. Eine wirkliche Ursache für Guinness‘ Appetitlosigkeit konnte aber leider nicht festgestellt werden. Für Guinness und uns war es sehr mühsam, ihm den ganzen Tag über immer wieder mit Fressbarem nachzulaufen , damit er wenigstens Kleinigkeiten zu sich nahm. Ein zwischenzeitlicher Besuch in einer anderen Tierklinik brachte auch keine weiterführenden Erkenntnisse.

Während dieser ganzen Zeit schien Guinness für außenstehende Personen eigentlich immer ein gesunder und auch relativ munterer Hund zu sein und aufgrund seines dichten Fells war ihm auch nicht anzusehen, dass er sehr dünn und abgemagert war. Zu Hause lag er allerdings immer öfter teilnahmslos und müde herum und seine „Leistungs“-Reserven wurden auch immer geringer. Gefressen hat Guinness während dieser Zeit – wenn überhaupt – nur etwas Schinken und Eukanuba Junior Kekse, später dann auch etwas Frolic dazu. Durchfall oder Erbrechen war übrigens die ganze Zeit über nicht zu beobachten.

Als die Situation immer schlimmer und unerträglicher wurde, fuhren wir schließlich Anfang Juni in die Tierklinik Leonding zu Frau Dr. Holler, wo wir uns auch gleich sehr gut aufgehoben fühlten. Zuerst probierten wir einmal alles Mögliche und Unmögliche aus, um herauszufinden, ob Guinness überhaupt etwas schmecken würde - leider ohne besonderen Erfolg. Bei der anschließenden eingehenden Untersuchung mit Gastroskopie, Ultraschall, usw. stellte sich dann heraus, dass Guinness eine starke Helicobacter Infektion hatte. Außerdem wurde eine Infektion mit Toxoplasmose und Borreliose (trotz Impfung, die ja allerdings sehr umstritten ist) festgestellt, zwar nicht akut, aber beide Langzeitwerte waren massiv erhöht.

Aufgrund der Annahme, dass Guinness‘ Appetitlosigkeit in erster Linie auf die Helicobacter Infektion zurückzuführen sein musste, begann dann ein entsprechender Therapieversuch, der allerdings aufgrund das geschwächten Allgemeinzustands nicht in voller Dosis durchgeführt werden konnte, da Guinness dies sicher nicht vertragen hätte. Leider brachte auch das keine Verbesserung, so wurden dann auch noch verschiedene andere Behandlungsversuche unternommen und nebenbei versuchten wir selbst auch noch unser Glück mit homöopathischen Mitteln. Es wurde auch ein Test durchgeführt um herauszufinden, ob vielleicht ein Lebershunt vorhanden sei, der allerdings negativ ausfiel.

Es lässt sich mit Worten gar nicht beschreiben und ist für Außenstehende sicher nicht nachvollziehbar, was wir und Guinness während dieser ganzen Zeit mitgemacht haben, welche Mühsal wir auf uns genommen haben, um endlich einen Fortschritt erzielen zu können. Es gab immer wieder Tage, an denen Guinness „etwas mehr“ Appetit zu haben schien, wenn wir zum Beispiel wieder etwas neues Fressbares probierten und er sich dadurch wieder kurzfristig zum Fressen motivieren ließ. Aber auf jedes noch so kleine Hoch, das uns neue Hoffnung schöpfen ließ, folgte postwendend wieder der nächste Dämpfer.

Parallel besuchten wir dann Mitte Juli noch einen anderen Tierarzt und probierten eine Therapie gegen Gastritis aus, kombiniert mit einer entsprechenden Cortisongabe, um den Appetit anzuregen. Leider zeigte auch dieser Versuch keine positiven Auswirkungen. In den letzten zwei Juliwochen war auch eine Eurasierhündin (Farah von der Bernsteinstraße) zu Besuch bei Guinness. Aber auch sie konnte ihn leider nicht dazu verleiten, etwas mehr zu fressen. Auch zum Spielen ließ er sich kaum und wenn, dann nur kurz verleiten, dazu war er einfach schon zu schwach. Seit Mitte Juli bekam Guinness auch mehrmals am Tag Recovery-Futter mit einer großen Spritze direkt ins Maul verabreicht, damit er wenigstens genug Energie zum Überleben hatte. Während der letzten paar Wochen war Guinness‘ körperlicher Verfall für uns deutlich sichtbar, er spielte kaum noch mit seinen einst von ihm so geliebten Stofftieren und wurde auch sonst immer ruhiger und teilnahmsloser. Es ist wirklich traurig mit ansehen zu müssen, wie ein junger Hund trotz aller Bemühungen immer mehr verfällt. In den letzten paar Tagen seines Lebens war uns auch schon einige Male eine leichte „Trittunsicherheit“ bei Guinness aufgefallen, Symptome, wie sie zum Beispiel bei akuter Borreliose oder Toxoplasmose vorkommen können. Trotz der vielen Tierarztbesuche und der anderen „Quälereien“, wie Fressen und Medikamente eingeben, nahm Guinness das alles immer noch erstaunlich locker hin und war immer noch der liebe, zutrauliche Hund wie früher. Er suchte auch immer öfter die direkte körperliche Nähe, er muss wohl gespürt haben, dass er unter ernsthaften gesundheitlichen Problemen litt. Beim Spaziergang machte er bis zum letzten Tag einen relativ „gesunden“ Eindruck, zumindest auf andere Menschen. Da mobilisierte er eben immer seine geschwächten Kräfte und Reserven. Sein Gewicht war zuletzt immer noch gleich wie vor vier Monaten, nämlich knapp 16 Kilo, dazwischen lag es teilweise sogar noch darunter.

Nachdem alle unsere vielen Versuche und Bemühungen erfolglos gewesen waren, entschieden wir uns auf Anraten von Frau Dr. Holler schließlich dazu, einen chirurgischen Eingriff durchführen zu lassen, um im Bauchraum direkt nach Problemen zu sehen und Gewebeproben entnehmen zu können. Am 31. Juli 2008 fuhr Guinness dann ein letztes Mal gemeinsam mit mir im Auto, in dem er immer so gerne mitgefahren war - wieder einmal in die Tierklinik. Dort bekam er dann eine Injektion, um langsam müde zu werden und einzuschlafen, damit er für die bevorstehende Operation vorbereitet werden konnte. Es waren die letzten Minuten in seinem kurzen Leben, die er mit mir gemeinsam verbringen konnte, bevor ich ihn in die Obhut der Tierklinik übergab und mich ein letztes Mal von ihm verabschiedete. Am Nachmittag erfuhren wir dann, dass die inneren Lymphknoten teilweise massiv vergrößert waren und Gewebeproben entnommen und zur schnellstmöglichen Diagnose eingeschickt worden waren. Am Abend kam dann telefonisch die schon befürchtete Nachricht, dass die Veränderungen bösartiger Natur waren. So beschlossen wir schweren Herzens, sein Leiden und damit auch sein Leben nach nur neuneinhalb Monaten auf dieser Welt beenden zu lassen.

Angesichts der Diagnose Krebs (Lymphosarkom) erscheinen die Ereignisse der Vergangenheit natürlich in einem anderen Licht und es lässt sich leichter nachvollziehen, warum Guinness alle möglichen Infektionen eingefangen hat und warum keiner der vielen Behandlungsversuche Wirkung gezeigt hat. Es waren schwere, sorgenerfüllte Wochen und Monate für uns, leider waren aber alle Bemühungen umsonst und konnten das Leben unseres kleinen Freundes nicht retten.

Nachdem unser voriger Hund, Assur vom Ötscherblick, erst im Oktober 2007 durch Gift gestorben ist, wiegt dieser neuerliche Verlust nun umso schwerer.

Guinness und Assur, wir werden Euch nie vergessen.

Allgemeines